AKUPUNKTUR
In Japan entwickelten Praktiker Anfang des 20. Jahrhunderts eine Shōnishin (小児鍼, dt. „Kleinkind-Akupunkturnadel“) genannte nicht-invasive pädiatrische Therapie, die später auch im Westen von Medizinern aufgegriffen und weiter entwickelt wurde.
Das Konzept der Ohrakupunktur (auch Auriculotherapie genannt) wurde vom französischen Arzt Paul Nogier entwickelt. 1954 berichtete er erstmals in der Deutschen Zeitschrift für Akupunktur über seine Erfahrungen und 1961 stellte er seine Diagnose- und Therapieform auf einem Akupunkturkongress in Deutschland vor. Die Behandlung über das Ohr ist zwar auch aus der chinesischen Akupunktur bekannt, es werden dort jedoch nur wenige Punkte und diese auch nur selten verwendet. Weitere Formen der Ohrakupunktur sind die Implantat-Akupunktur und die Neuroaurikulotherapie (NAT).
Daneben besteht noch das Konzept der koreanischen Handakupunktur, bei der die Nadeln in die Hände gestochen werden.Weiterhin existieren die von dem japanischen Arzt Toshikatsu Yamamoto in den 1960ern entwickelte Schädelakupunktur (YNSA) und die Fußakupunktur.
Eine weitere neuzeitliche Entwicklung ist die Behandlung von Akupunkturpunkten mit einem Laser mit niedriger Leistungsdichte im roten oder infraroten Bereich (Laserakupunktur, Low-Level-Lasertherapie).
Die Mesotherapie ist eine Injektionsakupunktur, bei der homöopathische oder niedrigdosierte Wirkstoffe appliziert werden.
Durchführung
Eine Akupunktursitzung dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Dabei wird der Patient ruhig und entspannt gelagert, typischerweise liegt er oder sitzt bequem. Vor dem Einstich einer Nadel wird die Stelle und die unmittelbare Umgebung leicht massiert. Während einer Sitzung werden so wenige Punkte wie möglich gestochen. Manche Autoren geben eine Maximalzahl von 16 an, die aber in Einzelfällen überstiegen werden kann.
Einsatzgebiete
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte 2002 eine Indikationsliste für Akupunktur, auf der diese bei 28 Krankheitsbildern empfohlen wird. Diese Veröffentlichung wurde unter Ausschluss der Wissenschaftsgemeinschaft erstellt und keinerlei Peer-Review unterzogen. Sie spiegelt nicht den Stand der Forschung über Akupunktur wider. Diese Liste umfasst folgende Bereiche:
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Erkrankungen des Atmungssystems (etwa akute Nasennebenhöhlenentzündung)
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Gastrointestinale Störungen (etwa chronische Magengeschwüre)
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Schlafstörungen
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Heuschnupfen (saisonale allergischer Rhinitis)
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Neurologische Störungen (etwa nach Schlaganfällen)
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Augenerkrankungen (etwa zentrale Retinitis)
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Akupunktur bei Schwangerschaft (Geburtsvorbereitende Akupunktur)
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Muskuloskeletale Erkrankungen (etwa Cervicobrachialsyndrom)
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Erkrankungen im Mundbereich (etwa Schmerzen nach Extraktionen, Gingivitis).
Als anerkannte Indikation für eine Akupunkturbehandlung gelten auch chronische Schmerzen, wenn kein körperlicher Befund vorliegt und Schwangerschaftsbeschwerden.
Das US-amerikanische National Institutes of Health wertete alle vorhandenen Studien zur Akupunktur aus und bemängelte dabei die oftmals schlechte Qualität vieler Studien. In einem Bericht, den ein von Alternativmedizinern dominiertes Komitee erstellte, wird dagegen auf vielversprechende Ergebnisse hingewiesen, die auf die Wirksamkeit in zahlreichen Bereichen hindeuten.